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Stora Karlsö ist eines der klassischen Naturkleinode des Nordens. Wenn Sie die Insel besuchen, bietet sich Ihnen ein unvergessliches Naturerlebnis mit einer Vielfalt von Blumen und Vögel in einer großartigen und besonderen Landschaft. Stora Karlsö ist eines der ältesten Naturschutzgebiete der Welt und vor allem berühmt für seine reiche Vogelwelt und großen Kolonien von Trottellumme und Tordalk, die in Tausenden auf der Insel brüten.
Stora Karlsö ist 6,5 km süd-westlich von Gotland gelegen. Sie fahren mit der Fähre M/F Stora Karlsö aus Klintehamn, eine Reise, die ungefähr 30 Minuten dauert. Manchmal hält das Schiff auch bei Lilla Karlsö, dann beträgt die Reisezeit etwa 40 Minuten.
Mit dem Auto sind es ca. 30 Minuten von Visby nach Klintehamn. Gratis Parkplätze gibt es am Hafen in Klintehamn. Man kann auch den Bus (Linie 10) von Visby nach Klintehamn nehmen – Zeitplan bei Landsbygdstrafiken Gotland. Die Busreise dauert ungefähr 40 Minuten.
Ein Tagesausflug nach Stora Karlsö bedeutet ca. 4,5 Stunden Aufenthalt auf der Insel. Bei der Ankunft empfängt Sie der Zuständige der Insel und Sie bekommen erste Informationen zu den Merkmalen der Insel. Wissende Guides zeigen Ihnen die Insel und erzählen über die Geschichte der Stora Karlsö sowie über Flora und Fauna. Die Rundwanderung dauert ca. 2,5 Stunden und wird in einem gemächlichen Tempo vorgenommen, damit es Zeit zum Fotografieren, Fragenstellen und Genießen der schönen Umgebung gibt. Nach der Wanderung kann man gemütlich zum Lunch ins Restaurant gehen, baden, das Museum besuchen oder einfach ausruhen und genießen.
Die Guides auf Stora Karlsö sprechen alle English und einige auch Deutsch. Wir können Ihnen jedoch nicht eine Guidetour ausschließlich auf Deutsch versprechen; oft kann die Guidetour auch zweisprachig sein.
Nachdem Sie einige schöne Stunden auf der Insel verbracht haben, möchten Sie vielleicht noch gar nicht Heimfahren! Fragen Sie dann die Gastgeber der Jugendherberge, ob es eine Übernachtungsmöglichkeit gibt. Falls Sie schon nach der Anreise wissen, dass Sie übernachten möchten, empfehlen wir Ihnen, im Voraus auf der Buchungsseite [Link] zu buchen oder bei der Buchung anzurufen +46 498 240500.
Viele, die Stora Karlsö besuchen, möchten gern über Nacht zu bleiben. So können Sie diese besondere Insel noch ausführlicher entdecken und spüren, dass Sie die Insel für sich haben, wenn die letzte Fähre abgefahren ist. Ruhe und Stille ruhen über der Insel, wenn der laue Sommerabend kommt. Am Morgen begegnet Sie klarer Luft und kristallklarem Wasser.
Die Jugendherberge auf Stora Karlsö ist 2004 vom Schwedischen Touristenverein zur Jugendherberge des Jahres gewählt worden. In Norderhamn, Hien und Bergshyddan gibt es Unterkünfte zum Jugendherbergestandard. Sie können entweder in einer gemeinsamen Küche selbst kochen oder Essen im Restaurant bestellen. Es sind Waschmöglichkeiten und WC, aber keine Duschen vorhanden. Badestege finden sich in Hien und Norderhamn. Bettwäsche und Handtücher kann man mieten.
Auf dem Leuchtturmplateau können Sie im stattlichen Leuchtturmgebäude wohnen oder in einem der alten Leuchtturmwächterhäusern. Hier ist der Standard ein bisschen höher und Bettwäsche sowie Putzen ist im Preis enthalten. Küche, WC und Dusche gibt es in der Nähe der Zimmer. Auch hier kann man entweder selbst kochen oder im Restaurant essen. Wenn Sie hoch oben an dem Leuchtturmplateau wohnen, haben Sie einen sehr beeindruckenden Blick über Stora Karlsö und die Ostsee.
Für Buchungen oder mehr Information rufen Sie bitte +46 498-240500 an oder schreiben Sie an boka@storakarlso.se.
Stora Karlsö ist ein Felsen im Meer, ein in Kalkstein umgewandelter Rest aus Korallenriffen des urzeitlichen Meeres. Die Insel hat steile Seiten in alle Himmelsrichtungen außer nach Süden. Nördlich werden die steilen Felsenwände von der die Besucher empfangenden Bucht des Norderhamn geteilt. Die Felsenwände sind sehr mächtig und an einigen Stellen 25-45 Meter hoch.
Der harte Riffkalkstein – aus dem die Insel besteht – ist vor mehr als 400 Millionen Jahren gebildet worden. Diese Zeitperiode wird Silur genannt. Damals befand sich Gotland am Äquator. Wassertemperaturen bei 30 ºC sorgten für ideale Lebensbedingungen für die Korallen, die Karlsö bildeten.
Stora Karlsö besteht aus zwei Korallenriffen. Das Material um diese Riffkörper herum besteht aus toten Meeresgewächsen und Tieren, die sich zusammen mit Schlamm ablagerten und sich im Laufe von Jahrmillionen zu Kalkstein verfestigt haben. Draußen vor den Jagdpavillions befindet sich eine Fossiliensammlung, wo Sie Spuren des silurzeitlichen Lebens aus der Entstehungszeit der Insel anschauen können. Hier gibt es unter anderem Favosites, Kettenkorallen, Stromatoporoidae und Seelilien (Kronoidae). Beachten Sie bitte, dass man als Besucher der Insel keine Fossilien oder Steine mitnehmen darf – jedoch dürfen Sie diese gerne anfassen, angucken und fotografieren!
Auf der Insel gibt es mehr als zwanzig Grotten. Die größten sind in der Nähe von Norderhamn auf der Nordseite der Insel gelegen. Die tiefste Grotte ist Stora Förvar mit 25 Metern Länge, deren einzigartige Kulturfunde aus der Stenzeit gründlich ausgegraben und untersucht wurden.
Das Hochplateau der Insel besteht aus Alvar, eine fast baumlose Grasheide, die durch jahrtausendelange Beweidung mit Schafen geschaffen wurde. Das Alvar ist ein außergewöhnlicher, seltener Lebensraum, der außer auf Öland und Gotland nur in einigen einzelnen kleinen Gebieten in Schweden und dem Rest der Welt vorkommt. Er wird von einem flachen Boden auf dem darunter liegenden Kalkfelsen mit dünner oder gar keiner Bodenkrume gekennzeichnet.
Durch eine etwas länger als hundert Jahre dauernde Beweidungspause überwuchs die karge Heidenlandschaft des Alvars mit Gras, Gebüsch und Bäume und verbuschte. Mittlerweile wurde die Weidenlandschaft wieder rekultiviert – das Gebüsch ist beseitigt worden und die Schafe sind auf die Insel zurückgekehrt. Dies begünstigt eine reiche Flora trockenheitsresistenter und sonnenhungriger Alvargewächse, wie auch die vielen Orchideenarten, die es auf Stora Karlsö gibt.
Sowohl Stora wie auch Lilla Karlsö ist vor allem für ihre reiche Vogelwelt berühmt. In alten Zeiten sind die Inseln sogar die Vogelinselchen genannt worden. Während der letzten hundert Jahre sind insgesamt 254 verschiedene Vogelarten auf Stora Karlsö beobachtet worden.
Die großen Kolonien von Alkvögel (Trottellumme und Tordalk) brüten in mehreren Tausend Pärchen auf der Insel. Andere Nistvögel, die gewöhnlich auf der Insel vorkommen, sind Eiderente, Samtente, Silbermöwe, Heringmöwe und seit einigen Jahren auch der Kormoran. In heckenreichen Gebieten auf der Insel brüten viele verschiedene Arten von Kleinvögel, u.a. Karmingimpel und Sperbergrasmücke. Die halboffene Landschaft des Plateaus bildet das Zuhause für Feldlerche, Steinschmätzer, Neuntöter und Dorngrasmücke.
Das Alvarboden und die dünne Erddecke, die große Teile der Insel kennzeichnet, begünstigen Gewächse wie beispielsweise die Orchideen Adam- und- Eva (Dachtylorhiza latifolia) oder das Stattliche Knabenkraut (Orchis mascula), die trockene Standorte und viel Sonnenlicht bevorzugen. Ende Mai bis Anfang Juni blühen Tausende dieser Orchideen auf prachtvollen Orchideenwiesen!
Auf der dünnen Bodenkruste wachsen Fettblattgewächse wie Mauerpfeffer (Sedum acre) und Weiße Fetthenne (Sedum album) aber auch der wohlriechende wilde Thymian (Thymus serpyllum), der im Juni bis August den Boden mit rosa-lila Blütenteppichen bedeckt.
Die häufigste Pflanze der Insel ist der Schafschwingel (Festuca ovina). Neben den steilen Felsenwänden gibt es Laubwaldstreifen mit einer äußerst reichen Vegetation blühender Kräutern. Von April-Mai dominiert hier Scharbockskraut (Ranunculus ficaria ssp. Bulbilifer), das Windröschen (Anemone sp.) und Lerchensporne (Corydalis sp.). Im Spätsommer gibt es viel Lazerkraut, Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris) und Bingelkraut (Mercurialis perennis), ebenso die Kleinblättrige Küstenraute (Thalictrum minus kochii) und Gewöhnliches Mädesüß (Filipendula vulgaris). Auf Schwedisch heißt Mädesüß ”Brudbröd”, was man mit Braut-Brot übersetzen kann. Die Wurzeln dieser Pflanze wurden traditionell von frisch verheirateten Frauen benutzt: sie mischten es in das Brot, das sie ihrem Mann buken – um ein gutes Liebesleben zu bekommen!
Eine für magere Kalkböden typische Pflanzenart ist die Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria). So lange diese Pflanze grün ist, ist sie giftig und wird von Hasen und Schafen gemieden. Besonders deutlich wird dies in beweideten Gebieten, in denen sie als einziges Grünes von den Schafen übriggelassen wird. Die Schwalbenwurz wurde früher als Gegenmittel gegen giftige Tierbisse benutzt und trägt deshalb den lateinischen Name vincetoxicum = Gegengift.
Eine in Küche und Volksmedizin häufig benutzte Pflanze ist der aromatisch duftende Dorst (Oreganum vulgare), nah verwandt mit Majoran und dem Pizzagewürz Oregano.
Als schönste Blume des Frühlings – an der Seite der Orchideen 0150 ist sicherlich das Adonisröschen (Adonis vernalis), das im April-Mai mit großen gelben Blüten blüht. Die reiche Flora der Insel umfasst auch weitere seltene Arten wie z.B. Eichenlattich, Goldaster, Buschwindröschen, Frühblühender Ehrenpreis (Veronica praecox), Sprossende Felsennelke oder Knopfnelke, (Petrorhagia prolifera) und Niedriges Veilchen (Viola pumila).
Auf Stora Karlsö laufen mehrere Forschungsprojekte, unter anderem die Analyse von Umweltgiften und das Beringen von Trottellummen. Die Trottellumme ist wichtig für die Umweltüberwachung der Ostsee, da sie seit vielen Jahre ausgiebig untersucht und beobachtet studiert worden ist – Giftanalyse sind schon seit 1968 ausgeführt geworden. Unterstützt u.a. vom WWF werden kurz nach ihrer Landung auf den Strand jeden Sommer 1500-2000 Trottellummenküken beringt.
In den letzten Jahren hat man die Küken auch mit Farbringen beringt, um ihre zukünftige Etablierung als brütende Pärchen auf den Felswänden einfacher studieren können. Jedes Jahr sind Küken mit Radiosendern ausgerüstet worden, die es den Forschern ermöglichen, den Weg der Trottellummen zu ihren Überwinterungsorten in der südlichen Ostsee zu folgen. Heutzutage wird von jedem beringten Küken auch eine DNA-Probe genommen.
Ein überraschendes Forschungsergebnis der letzten Jahren ist, dass Trottellummenküken immer leichter werden, obwohl sie häufiger gefüttert werden. Die Erklärung dafür liegt wahrscheinlich in den Veränderungen des Ökosystems des Ostsees.
Es gibt wenige Orte wie Stora Karlsö, an denen so deutliche Spuren aus allen Zeitaltern Gotlands – von der Altsteinzeit bis in die Gegenwart- zu sehen sind. Die Insel nicht nur für ihre Naturschätze und Freizeitwert zum Reichsinteresse erklärt geworden, sondern auch als Kulturdenkmal geschützt.
Schon vor 9000 Jahren hatten Seehundjäger der frühesten Kultur Gotlands auf der Insel gejagt. Die Steinzeitmenschen waren Wildbeuter, die von dem lebten, was die Natur ihnen geben konnte. Die zum Handwerk benutzten Materialien waren hauptsächlich Knochen, Stein, Horn und Ton (und wahrscheinlich auch Holz, obwohl das selten gefunden wird) für Speerspitzen, Bohrer, Äxte und Töpfe. Viele der Funde aus der Steinzeit sind in der großen Grotte Stora Förvar gefunden. Am Ende des siebzehnten Jahrhundert führte man in der Grotte ausführliche Grabungen durch und stieß auf mehr als 7000 Fundstücke vor allem aus der Jungsteinzeit. Man glaubt, dass die Grotte fast Tausend Jahre ununterbrochen benutzt wurde.
Während der Bronzezeit wurden mehrere mächtige Steinhaufen auf der Insel errichtet. Am höchsten Punkt des Insel ist eines davon – Röjsu- gelegen. Mitten in diesen Steinhaufen wächst der Baum, der ”Esche des Linné” genannt wird, nachdem Linné diesen schon 1741 in seinen Reiseschilderung beschrieben hatte. An der Südseite der Insel gibt es eine andere Steinsetzung aus der Bronzezeit mit einen gut erhaltenen Steinmauer. Die Steinhaufen sind cirka 3000 Jahre alt.
Die verschiedenen Epochen der Eisenzeit haben auf der Insel 70 Gräben hinterlassen. Möglicherweise war Karlsö damals ein wichtiger Handelsplatz. In der Nähe von Norderhamn – auf der Nordseite der Insel – gibt es eine sonnenfächterförmig angeordnete Reihe von Vertiefungen. Man hat Schwierigkeiten, diese Mulden zu deuten, aber Theorie interpretiert sie als Bootsgräber. Eine andere Deutung betrachtet sie als Bootsanleger und Bootsmulden aus der Wikingerzeit.
Während des Mittelalters war der Steinbruch ein wichtiger Nahrungserwerb auf der Insel und der begehrte rosa Kalkstein, Karlsö-Marmor genannt, wurde in vielen Kirchengebäuden auf Gotland verbaut. Noch heute kann man deutliche Spuren der Steinbrüche auf der Südseite der Insel sehen. Die Steinbrüche liegen so da, wie sie verlassen wurden und sehen genauso aus wie vor 700-800 Jahren, als die Steinarbeiter von ihrem Arbeitsplatz weggegangen sind.
Im 19. Jahrhundert gab es ein großes Fischerlager auf Stora Karlsö mit ungefähr 80 Fischerhütten. Heute findet man noch zwei dieser Fischerhütten auf der Insel.
In den Jahren 1860-1880 wurde die Insel als Ausflugsziel benutzt, um dort Jagdsport auf Trottellummen und Tordalken zu betreiben. Diese Vögel sitzen gern gut sichtbar auf den Felsen und sind deshalb ein einfaches Ziel. Der Bestand des Alkvogels hat sich in dieser Zeit sehr schnell vermindert. Dank eines Mann namens Willy Wöhler, der einen ehrenamtlichen Aktienbetrieb gründete, welcher dann die Insel abgekaufte, konnte man diese maßlose Jagd beenden. Stattdessen widmete man sich der Hasenjagd. Die Firma, die Wöhler gegründet hat, heißt Karlsö Jagt- och Djurskyddsförening (= Karlsö Jagd- und Tierschutzverein) und ist immer noch der Besitzer der Insel.
Die Schafe waren immer von großer Bedeutung für Stora Karlsö. Forschungen zeigten, dass es schon seit der Jungsteinzeit (vor cirka 6000 Jahren) auf der Insel Schafe gab. Als Carl von Linné 1714 Stora Karlsö besuchte, war die Insel fast kahl geweidet. Der Karlsö-Verein brachte 1887 bei der Übernahme alle Schafe von der Insel fort, da er sich hauptsächlich für die Hasenjagd interessierte und die Schafe mit den Hasen um das Gras konkurrierten. Während des zwanzigsten Jahrhunderts haben sich die Alkvogelbestände sowie auch die Pflanzenwelt wieder gut auf der Insel etabliert. Wöhler pflanzte auch verschiedene, für den Ort ziemlich exotische Bäume und Büsche wie z.B. Walnuss und Weichselkirsche.
Ende des neunzehnten Jahrhunderts war die Insel mit Gebüsch und Bäume völlig überwachsen, und höherwachsende Kräuter und die prachtvollen ”Teppiche” blühender Orchideen fast verschwunden. Um die Blumenpracht wieder herzustellen und die totale Verbuschung der Insel zu verhindern, führte man 1995 versuchsweise die Schafe wieder ein und entbuschte einige Fläche auf der Insel. Nach einer 108 Jahre währenden Pause weideten wieder Schafe auf Stora Karlsö! Dieses Experiment war erfolgreich und die Insel hat jetzt teilweise seine offene und karge Heidelandschaft mit einer Vielfalt von Blumen, die der Beweidung bedürfen, zurückbekommen.
1887 wurde auf Stora Karlsö ein Leuchtturm gebaut und die Insel bekam eine permanente Besiedlung, die aus maximal vier Familien bestand. In den 1930er Jahren ist ein Haus für den Wächter des Leuchtturmes gebaut worden, welche zusammen mit dem prächtigen Leuchtturmgebäude heute als Baudenkmal klassifiziert ist. Heutzutage wohnt niemand permanent auf der Insel, die aber das ganze Jahr von Leuten des Karlsö-Vereins betreut wird. Mai bis August können Besucher, die übernachten wollen, Zimmer im Leuchtturmgebäude oder in den dazugehörigen Häusern mieten.