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Geschichte
Es gibt wenige Orte wie Stora Karlsö, an denen so deutliche Spuren aus allen Zeitaltern Gotlands – von der Altsteinzeit bis in die Gegenwart- zu sehen sind. Die Insel nicht nur für ihre Naturschätze und Freizeitwert zum Reichsinteresse erklärt geworden, sondern auch als Kulturdenkmal geschützt.
Schon vor 9000 Jahren hatten Seehundjäger der frühesten Kultur Gotlands auf der Insel gejagt. Die Steinzeitmenschen waren Wildbeuter, die von dem lebten, was die Natur ihnen geben konnte. Die zum Handwerk benutzten Materialien waren hauptsächlich Knochen, Stein, Horn und Ton (und wahrscheinlich auch Holz, obwohl das selten gefunden wird) für Speerspitzen, Bohrer, Äxte und Töpfe. Viele der Funde aus der Steinzeit sind in der großen Grotte Stora Förvar gefunden. Am Ende des siebzehnten Jahrhundert führte man in der Grotte ausführliche Grabungen durch und stieß auf mehr als 7000 Fundstücke vor allem aus der Jungsteinzeit. Man glaubt, dass die Grotte fast Tausend Jahre ununterbrochen benutzt wurde.
Während der Bronzezeit wurden mehrere mächtige Steinhaufen auf der Insel errichtet. Am höchsten Punkt des Insel ist eines davon – Röjsu- gelegen. Mitten in diesen Steinhaufen wächst der Baum, der ”Esche des Linné” genannt wird, nachdem Linné diesen schon 1741 in seinen Reiseschilderung beschrieben hatte. An der Südseite der Insel gibt es eine andere Steinsetzung aus der Bronzezeit mit einen gut erhaltenen Steinmauer. Die Steinhaufen sind cirka 3000 Jahre alt.
Die verschiedenen Epochen der Eisenzeit haben auf der Insel 70 Gräben hinterlassen. Möglicherweise war Karlsö damals ein wichtiger Handelsplatz. In der Nähe von Norderhamn – auf der Nordseite der Insel – gibt es eine sonnenfächterförmig angeordnete Reihe von Vertiefungen. Man hat Schwierigkeiten, diese Mulden zu deuten, aber Theorie interpretiert sie als Bootsgräber. Eine andere Deutung betrachtet sie als Bootsanleger und Bootsmulden aus der Wikingerzeit.
Während des Mittelalters war der Steinbruch ein wichtiger Nahrungserwerb auf der Insel und der begehrte rosa Kalkstein, Karlsö-Marmor genannt, wurde in vielen Kirchengebäuden auf Gotland verbaut. Noch heute kann man deutliche Spuren der Steinbrüche auf der Südseite der Insel sehen. Die Steinbrüche liegen so da, wie sie verlassen wurden und sehen genauso aus wie vor 700-800 Jahren, als die Steinarbeiter von ihrem Arbeitsplatz weggegangen sind.
Im 19. Jahrhundert gab es ein großes Fischerlager auf Stora Karlsö mit ungefähr 80 Fischerhütten. Heute findet man noch zwei dieser Fischerhütten auf der Insel.
In den Jahren 1860-1880 wurde die Insel als Ausflugsziel benutzt, um dort Jagdsport auf Trottellummen und Tordalken zu betreiben. Diese Vögel sitzen gern gut sichtbar auf den Felsen und sind deshalb ein einfaches Ziel. Der Bestand des Alkvogels hat sich in dieser Zeit sehr schnell vermindert. Dank eines Mann namens Willy Wöhler, der einen ehrenamtlichen Aktienbetrieb gründete, welcher dann die Insel abgekaufte, konnte man diese maßlose Jagd beenden. Stattdessen widmete man sich der Hasenjagd. Die Firma, die Wöhler gegründet hat, heißt Karlsö Jagt- och Djurskyddsförening (= Karlsö Jagd- und Tierschutzverein) und ist immer noch der Besitzer der Insel.
Die Schafe waren immer von großer Bedeutung für Stora Karlsö. Forschungen zeigten, dass es schon seit der Jungsteinzeit (vor cirka 6000 Jahren) auf der Insel Schafe gab. Als Carl von Linné 1714 Stora Karlsö besuchte, war die Insel fast kahl geweidet. Der Karlsö-Verein brachte 1887 bei der Übernahme alle Schafe von der Insel fort, da er sich hauptsächlich für die Hasenjagd interessierte und die Schafe mit den Hasen um das Gras konkurrierten. Während des zwanzigsten Jahrhunderts haben sich die Alkvogelbestände sowie auch die Pflanzenwelt wieder gut auf der Insel etabliert. Wöhler pflanzte auch verschiedene, für den Ort ziemlich exotische Bäume und Büsche wie z.B. Walnuss und Weichselkirsche.
Ende des neunzehnten Jahrhunderts war die Insel mit Gebüsch und Bäume völlig überwachsen, und höherwachsende Kräuter und die prachtvollen ”Teppiche” blühender Orchideen fast verschwunden. Um die Blumenpracht wieder herzustellen und die totale Verbuschung der Insel zu verhindern, führte man 1995 versuchsweise die Schafe wieder ein und entbuschte einige Fläche auf der Insel. Nach einer 108 Jahre währenden Pause weideten wieder Schafe auf Stora Karlsö! Dieses Experiment war erfolgreich und die Insel hat jetzt teilweise seine offene und karge Heidelandschaft mit einer Vielfalt von Blumen, die der Beweidung bedürfen, zurückbekommen.
1887 wurde auf Stora Karlsö ein Leuchtturm gebaut und die Insel bekam eine permanente Besiedlung, die aus maximal vier Familien bestand. In den 1930er Jahren ist ein Haus für den Wächter des Leuchtturmes gebaut worden, welche zusammen mit dem prächtigen Leuchtturmgebäude heute als Baudenkmal klassifiziert ist. Heutzutage wohnt niemand permanent auf der Insel, die aber das ganze Jahr von Leuten des Karlsö-Vereins betreut wird. Mai bis August können Besucher, die übernachten wollen, Zimmer im Leuchtturmgebäude oder in den dazugehörigen Häusern mieten.